Sichtbarmachen neutraler Positionen in situativen Logiken

Die Leinwand im Stadium: ein Vergnügen für Fans, aber problematisch für Schiedsrichter (Quelle: http://imgur.com)/3Rou82R
Die Darstellung von Neutralität ist zentral für Dritte wie etwa Richter, Mediatoren oder Schiedsrichter, die im Konflikt oder in der Konkurrenz zweier Parteien intervenieren. In meiner Dissertation analysiere ich intervenierende Dritte im Streit mit speziellem Interesse an vermittelnden Dritten. Für Journalisten und Mediatoren wurde die Darstellung von Neutralität bereits erforscht, aber überraschender Weise nur in geringem Umfang für Sportschiedsrichter – abgesehen von skeptischen Studien, die zu implizieren scheinen, (soziale nicht nur psychische) Neutralität sei unmöglich. Solche Studien übersehen jedoch nicht-verbale Formen der Neutralitätsdarstellung, „visual tools of accountability“ und die gesellschaftlichen Bedingungen der Unparteilichkeit. Weiterhin: Wieso treffen die Entscheidungen des Schiedsrichters trotz umstrittener Entscheidungen und ihrer vermeintlichen Parteilichkeit doch weitestgehend auf Akzeptanz – ausgenommen bei ultra-partikularistischen Fans? Mein Ziel ist meine Überlegungen für intervenierende Dritte auf Fußballschiedsrichter zu übertragen und dabei besonders der Rolle der „visual tools“ wie der Leinwand im Stadium und dem „instant replay“ Rechnung zu tragen. Werden Szenen des Spiels wiederholt, ist das ein Vergnügen für Fans, aber manchmal problematisch für die Schiedsrichter, weil ihre Fehlentscheidungen evident werden. So verwandelt sich der Schiedsrichter schnell in einen „contested observer“, obgleich seine Entscheidungen bindend bleiben. Da die FIFA nun den Videobeweis während des Spiels testet, macht es den Anschein, als hätten „visual tools of accountability“ zu sozialem Wandel in der Fußballrechtsprechung geführt.